Literaturempfehlungen

In allem Leid ein Trost

Tod und Leben als ein immerwährender Wechsel
Beitrag zusammengestellt von Edeltraud Elsas am 17.04.2020

Der Mensch ist eine geistige Wesenheit, welche mit einem Leibe bekleidet ist und in Wirklichkeit ist er ein werdender Gott. Seine eigentliche Heimat kann also keinesfalls die illusorische Welt sein. Deswegen ist ... Der Tod, eine Geburt!

„Ich starb als Mineral und wurde eine Pflanze, ich starb als Pflanze und erhob mich zum Tier, ich starb als Tier und wurde Mensch. Warum sollte ich mich fürchten? Wann wurde ich durch Sterben etwas Geringeres? Doch dereinst werde ich als Mensch sterben, um mich mit den gesegneten Engeln zu erheben, aber selbst den engelhaften Zustand werde ich verlassen müssen und weiter schreiten: Alles außer dem Göttlichen wird vergehen. Wenn ich meine Engelseele geopfert habe, werde ich das werden, was kein Gemüt jemals wahrgenommen hat. O, laßt mich nicht sein! Denn Nicht-Sein verkündet in harmonischen Tönen: Zu ihm werden wir heimkehren.“ (Rumi)

Tatsächlich ist der Mensch ein Geheimnis: unter der Oberfläche und hinter dem Schleier liegt das Mysterium des Ich, der Individualität, ein Werdegang, der sich in ferne Ewigkeiten erstreckt. Im wesentlichen ist der Mensch von Schleiern umhüllte göttliche Energie. (Gottfried v. Purucker, „Quelle des Okkultismus Band I, 45)

Jedoch: „es gibt keine göttliche Amnestie, die dir das Werden erspart. Du möchtest sein? Du wirst nur im Göttlichen. Es wird dich in seine Scheune einbringen, nachdem du langsam durch deine Handlungen geworden und geknetet sein wirst; denn der Mensch braucht lang zum Geborenwerden! Leben heißt: langsam Geborenwerden. Es wäre allzu bequem, fixfertige Seelen auszuleihen.“ (Saint-Exupery, „Stadt in der Wüste“)

Wenn wir diese dichte materielle Hülle ablegen, „wird es aussehen, als wären wir tot, und das wird nicht wahr sein.“ (Saint-Exupery, „Der Kleine Prinz“)

„Was hinter uns liegt und was vor uns liegt, sind winzige Dinge im Vergleich zu dem, was in uns liegt. (Ralph Waldo Emerson)

„Betrachten wir den Menschen in seinem Innersten als einen unsterblichen und während des Verlaufs des kosmischen Manvantaras immer aktiven Strahl vom Herzen oder von der Essenz des Weltalls, also auch als ebenso ewig wie das Weltall selbst, so ist in dem, was die Menschen Tod nennen, leicht der Auftakt zu dem größten Abenteuer des Lebens zu erkennen“.(Gottfried von Purucker, „Bewusstseinsstudie: Der Tod eine Geburt“)

Wenn jemand sein nachtodliches Schicksal kennenlernen, mit anderen Worten, mit sich selbst bekannt werden und sein bewußtes Selbst so vollständig wie möglich erkennen möchte, muss er die Wanderungen des Bewusstseins verfolgen, so dass er diesem Strahl oder dieser Flamme des Bewusstseins in Gedanken nach innen folgen kann, immer mehr nach innen, was auch nach oben bedeutet. Wenn ein Mensch das fertigbringt, wird er den Tod nicht mehr fürchten, denn er wird sein Nichtvorhandensein erkennen, außer als eine Lebensphase, welche die Wanderungen durch die inneren Welten und Sphären eröffnet, bis das Devachan erreicht ist. Nun wird er den Tod genau als das betrachten, was er ist: als den sanftesten, heiligsten Helfer und Freund, den ein Mensch besitzt. Sterben bedeutet: Unvollkommenheit eintauschen gegen verhältnismäßige Vollkommenheit, beschränktes Bewusstsein gegen eine erweiterte Bewusstseinssphäre.

Ein Mensch, der den Tod und dessen Natur erforscht, indem er sein wahres Selbst, d.h., sein Bewusstsein studiert, muss diesem Strom ständig entgegengehen. Wenn ihm das gelingt, wird er zum Herzen oder zur Essenz seines Wesens vordringen, zur Quelle des Bewusstseinsstromes oder –strahles, denn er selbst ist diese Quelle, ist die Gottheit in seinem Herzen.“ (S.1-2) “.(Gottfried von Purucker, „Bewußtseinsstudie: Der Tod eine Geburt“)
Der physische Tod ist nur ein Wechsel, ein „in den großen Schlaf“ sinken, dem unweigerlich eine Reinkarnation, geschmückt mit sämtlichen karmischen Altlasten folgt. Dieses Wirbeln oder Kreisen der Monade durch Raum und Zeit bezeichnet die theosophische Literatur als die ununterbrochenen Pilgerfahrten der Monade während des kosmischen Manvantara in und durch alle Häuser des Lebens. (Gottfried von Purucker, „Quelle des Okkultismus III, S. 87“)

Gottfried von Purucker führt den Begriff des „ICH BIN“ in Gegensatz zu „ICH BIN ICH“ und verweist als Synthese auf das essentielle, ununterbrochen fortbestehende „ICH BIN DAS SEIN“, welches keinerlei Wechsel erlebt durch die Knoten oder Brennpunkte des Bewusstseins.

„Der Körper gleicht insofern der Mutter Erde, als er sich aus einer unendlichen Zahl von Leben zusammensetzt. Diese Leben werden in 2 Klassen unterteilt: in die Zer-störer und in die Erhalter. Beide bekämpfen sich von Geburt an bis zum Sieg der Zerstörer. In diesem Ringen wird der Kampf durch die Lebenskraft selbst beendet, denn es ist das Leben, das tötet.“ „Die Seele ist jedoch unsterblich und elternlos“ (W.Q.Judge, „Das Meer der Theosophie“)

Die Wesensstruktur von Manas erfordert allerdings einen devachanischen Zustand nach dem Ablegen des Körpers. Dass dieser notwendige Zustand nicht um-gangen werden kann, beruht auf der menschlichen Unkenntnis seiner eigenen Kräfte und Fähigkeiten. Aus dieser Unwissenheit entsteht die Selbsttäuschung, und Manas , nicht gänzlich frei davon, wird durch seine eigene Kraft in das devachanische Denken gedrängt.“ (S. 138) Wäre dem nicht so, wären wir alle Anwärter für Nirvana .

Ich schließe mit einem Text von Giordano Bruno:

An den eignen Geist

Wurzelnd ruhet der Berg, tief mit der Erde verwachsen,
Aber sein Scheitel ragt zu den Gestirnen empor.
Du bist beiden verwandt, mein Geist, dem Zeus wie dem Hades,
Und doch von beiden getrennt.

Mahnend ertönt dir der Ruf: Wahre dein Recht auf des Weltalls Höhn!
Nicht haftend am Niedern sinke vom Staube beschwert
dumpf in des Acheron Flut!

Nein, vielmehr zum Himmel empor! Dort suche die Heimat!
Denn wenn ein Gott dich berührt, wirst du flammender Glut.

Liebe, Weisheit und Frieden allen Wesen!

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